Das Problem der Herbizidresistenz ist den meisten Landwirten bekannt. Viele sind aber der Meinung, dass das Problem mit einem langfristigen Einsatz von anderen Herbiziden wieder gelöst werden kann.
Die Herbizidresistenz bedroht immer mehr Anbauflächen in Europa. Die Gefahr durch Unkräuter und Ungräser bedroht auch immer mehr Betriebe in Deutschland. Selbst dann, wenn Herbizide mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen eingesetzt werden und die Behandlungsintensität erhöht wird, kann teilweise kein erheblicher Erfolg bei der Bekämpfung mehr verzeichnet werden. Nur ein geeignetes Risikomanagement kann die Landwirte vor finanziellen Einbußen schützen.
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Wodurch entsteht eine Herbizidresistenz?
Es ist üblich, dass Felder über Jahre mit Herbiziden behandelt werden, die über den gleichen Wirkungsmechanismus verfügen. Das Ergebnis ist kurzfristig eine stark reduzierte Population der Unkräuter durch die gute Herbizidwirkung.
Es können jedoch nur die Unkräuter überleben, die eine geringere Herbizidempfindlichkeit besitzen. Diese Pflanzen können ihren biologischen Vorteil nutzen und ihren Samen weiterhin produzieren. Dadurch wächst der Anteil der resistenten Unkräuter stetig an, bis die gesamte Population aus herbizidresistenten Unkräutern besteht.
Die Herbizidresistenz wird durch folgende Faktoren verstärkt:
- Einseitige Bodenbearbeitung über mehrere Jahre
- Getreidereiche Fruchtfolgen mit hohem Besatz von schwer bekämpfbaren Unkräutern
- Frühe Aussaat im Herbst, welche zu einer höheren Besatzdichte von Unkräutern führt
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Geht Herbizidresistenz wieder weg?
Wenn Sie einen Wissenschaftler fragen würden, bekämen Sie wahrscheinliche eine positive Antwort – allerdings mit der Einschränkung, dass dies mehrere Jahrzehnte dauert. Dafür müssen aber einige Voraussetzungen gegeben sein, deren Faktoren sich im Ackerbau nur schwer kontrollieren lassen.
Im Prinzip müssen dann Unkräuter, die nicht resistent sind, gegenüber den herbizidresistenten Pflanzen einen Vorteil im Überlebenskampf haben. Es gibt aber dazu sehr wenige wissenschaftliche Untersuchungen, da es methodisch sehr schwierig und zeitaufwendig ist, die biologischen Vorteile von resistenten und nicht-resistenten Pflanzen zu beweisen oder auch zu dokumentieren. Dieser biologische Vorteil kann eine höhere Samenproduktion oder auch eine bessere Resistenz gegen Pilzbefall sein. Es hängt also davon ab, ob die Pflanzen bessere Überlebensmöglichkeiten besitzen als ihre herbizidresistenten Verwandten. Es kann Jahrzehnte dauern, bis sich tatsächlich merkliche Effekte auf dem Feld zeigen.
Herbizidresistenz-Studie Agris42
In vielen Fällen hat sich gezeigt, dass eine bestehende Herbizidresistenz nur schwer durch einen Wechsel der Herbiziden bekämpft werden kann. Um das Problem auch mit Daten aus Langzeitstudien erfassen zu können, haben wir bei Agris42 mehrere Studien durchgeführt. Damit wollen wir belegen, was auf den Anbauflächen passiert, wenn keine Selektion durch den Einsatz von Herbiziden stattfindet.
Ausgangspunkte unserer Beobachtungen sind immer Felder mit starker Resistenz gegen bestimmte Herbizide.
Beispiel 1
Auf einem konventionellen Feld wurden Resistenzen gegenüber Atlantis, Axial und Maister bei Ackerfuchsschwanz festgestellt. Als 2014 keine ausreichende Ungraskontrolle mehr möglich war, wurde das Feld für 4 Jahre aus der Produktion genommen und noch im Herbst Kleegras eingesät. 2017 wurde dann wieder Winterweizen angebaut. Die Resistenzsituation ist aber genauso erhalten geblieben, wie sie vor der Kleegraseinsaat 2014 war. Nur die Zahl der Samen im Boden wurde durch die Stilllegung abgebaut, nicht aber das Verhältnis resistenter zu sensitiver Samen. Somit wurde in 2018 bei der ersten Weizenaussaat nach 4 Jahren Kleegras wieder keine ausreichende Ackerfuchsschwanzkontrolle erreicht. Durch die hohe Restverunkrautung wird auch das Samenpotential im Boden bald wieder auf dem Ausgangsniveau von 2014 sein.
Die Population des Ackerfuchsschwanzes, die eine Herbizidresistenz aufweist, ist auf den Feldern auch weiterhin dominant.
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Beispiel 2
Auf diesem Feld wurde acht Jahre lang auf den Einsatz von Herbiziden mit den Wirkstoffen ALS und ACCase verzichtet. Auch bei diesem Beispiel kann festgestellt werden, dass über einen längeren Zeitraum keine Verbesserung der Resistenzsituation festgestellt werden kann.

Beispiel 3
In diesem Beispiel wurden Proben von einem Feld genommen, das vor vier Jahren auf den biologischen Anbau umgestellt hat. Es wurden somit 4 Jahre schon keine Herbizide zur Bekämpfung mehr eingesetzt.
Es zeigt sich in diesem Beispiel, dass selbst nach 4 Jahren Bio-Bewirtschaftung – und dem daraus resultierenden Verzicht auf Herbizide – der Anteil der resistenten Ackerfuchsschwanzpflanzen an der Gesamtpopulation gleich geblieben ist. Ein Rückgang der resistenten Pflanzen, und damit die Wiederherstellung der notwendigen Sensitivität zum Einsatz von Herbiziden, ist nach diesem Zeitraum nicht messbar.

Fazit der Studien
Die Herbizidresistenz kann nicht mehr umgekehrt werden, wenn das Problem erst einmal auf den Anbauflächen entstanden ist. Die resistenten Pflanzen dominieren auf den Feldern und es gibt keinen biologischen Vorteil für die nicht-resistenten Unkräuter, um wieder dominant in der Population zu werden.
Für die Landwirte heißt das, dass sie die Möglichkeit des Einsatzes bestimmter Herbizide zur Unkrautkontrolle für immer (bzw. zumindest für die nächsten Jahrzehnte) verlieren. Es gibt nur eine Möglichkeit, eine Herbizidresistenz effektiv zu bekämpfen: indem ein präventives Risikomanagement eingeführt wird. Nur so kann eine drohende Gefahr frühzeitig erkannt werden, um Maßnahmen einzuleiten, die Herbizidresistenzen entgegenstehen. Ansonsten verliert der Landwirt die Möglichkeit, Unkräuter mit Herbiziden zu bekämpfen!