Immer wieder werden wir von Landwirten gefragt, warum unsere Resistenztests nicht schneller verfügbar sind. Warum sie die Ergebnisse nicht immer rechtzeitig zur Herbstbehandlung erhalten. Oder warum manche Stoppelbearbeitungsmaßnahme trotz guter Witterung nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat.
Der Grund dafür ist die Dormanz bzw. die Keimruhe der Ungrassamen. Während unsere Kulturpflanzen durch züchterische Bearbeitung keine Keimruhe mehr besitzen, haben Wildpflanzen in der Regel eine Ruheperiode, bevor wir sie im Gewächshaus aussäen können. Um dies nochmal etwas deutlicher zeigen zu können, haben wir in diesem Jahr einen kleinen Versuch ausgesät.
Wir haben Weizen aus 2022, sowie Ackerfuchsschwanz und Weidelgras aus 2021 und 2022 im Gewächshaus ausgesät. Dabei unterscheiden wir hier zwischen zwei verschiedenen Aussaatterminen. Einmal Anfang Juli (10.7.) und einmal Ende August (21.8.). Die kräftigen, durchgezogenen Linien in unseren Grafiken zeigen das Saatgut aus diesem Jahr und die gestrichelten, blassen Linien zeigen das Saatgut aus 2021. Demnach liegen die Samen aus 2021 bereits seit einem Jahr bei uns im Lager, während die Samen aus diesem Jahr noch relativ frisch vom Feld stammen.
Die erste Grafik zum Saatzeitpunkt im Juli zeigt uns, dass der Weizen bereits nach 14 Tagen zu 75% und nach 21 Tagen zu über 90% aufgelaufen ist. Am gleichen Tag ausgesäter Ackerfuchsschwanz zeigt einen ähnlichen Verlauf: Nach 14 Tagen sind 75% aufgelaufen und nach 21 Tagen ist das Maximum von knapp 80% erreicht. Das Weidelgras aus 2021 konnte die 90%-Marke schon nach einer Woche knacken. Im Gegensatz dazu sehen wir, dass in 2022 gesammeltes Saatgut wesentlich länger zum Keimen braucht. Während das Weidelgras nach 7 Wochen anfing zu keimen und nach 10 Wochen 80% der Pflanzen aufgelaufen sind, kam der Ackerfuchsschwanz erst nach 8 Wochen langsam in Gang und erreichte bis zum Ende unseres Versuches nur knapp 60% erfolgreich aufgelaufene Pflanzen. Dieses verzettelte Aufgehen erschwert unsere Arbeit im Gewächshaus und führt zu einer schlechten Vergleichbarkeit.
Die zweite Grafik zeigt den gleichen Versuchsansatz 6 Wochen später. Wieder haben wir Weizen aus 2022 und Weidelgras und Ackerfuchsschwanz aus 2021 und 2022 ausgesät. Da die Versuche gleichzeitig liefen und wir mit der Auswertung am 1. Oktober aufgehört haben, liegen leider nur Daten bis zur 6. Woche vor. Die Fortsetzung des Niveaus aus Woche 6 in der Grafik soll nur eine leichtere Vergleichbarkeit zwischen den Diagrammen schaffen. Ob noch weitere Pflanzen aufgelaufen wären, kann aber nicht beantwortet werden.
Auch hier sehen wir beim Weizen, dass 98% nach einer Woche aufgelaufen sind. Ein ähnliches Bild zeigt das Weidelgras aus 2021 mit 97% nach 7 Tagen und der Ackerfuchsschwanz aus 2021 liegt nur knapp darunter mit 95% aufgelaufenen Pflanzen nach 14 Tagen. Die in 2022 gesammelten Samen der Ungräser liefen ebenfalls besser auf. Das Weidelgras aus 2022 zeigt einen ähnlichen Verlauf mit 93% aufgelaufenen Pflanzen nach 2 Wochen, während der Ackerfuchsschwanz aus 2022 stetig weiter aufläuft und nach 6 Wochen bei knapp 60% gekeimten Samen liegt.
Es lässt sich also feststellen, dass 6 Wochen spätere Aussaat im Gewächshaus einen großen Einfluss auf das Keimverhalten haben, was sich wiederum auf eine erfolgreiche Keimruhe zurückführen lässt. Ein zusätzlicher Faktor sind sicherlich auch die Außentemperaturen, die im Hochsommer ebenfalls ein Problem für unsere Ungräser sein können. Die Ergebnisse zeigen aber auch für die Praxis, dass es mit der Stoppelbearbeitung alleine eben nicht so einfach ist, einen guten Bekämpfungserfolg zu erzielen, denn oft keimt nicht alles sofort. Je näher man sich aber in Richtung Aussaat bewegt, desto höher sind die Keimraten. Daher sollte man auch den Maßnahmen kurz vor der Aussaat Beachtung schenken und bspw. auch über ein falsches Saatbett oder Ähnliches nachdenken.