Jede Herbizidmaßnahme sollte sich nach der Art und der Stärke der Verunkrautung richten. Dazu gibt es lange Auflistungen, in denen die Stärken und Schwächen verschiedener Herbizide oder Herbizidmischungen je nach Unkraut/Ungras beurteilt werden. Alle Anwendungsempfehlungen betonen aber auch, dass diese natürlich nur gelten, wenn es sensitive Biotypen sind, also keine Herbizidresistenz vorliegt. Der Landwirt soll also wissen, wie sensitiv einzelne Unkräuter auf seinen Schlägen gegenüber einer Palette verschiedener Herbizide sind. Damit ist es auch heute schon wichtiger, den jeweiligen Resistenzstatus zu kennen als die verschiedensten Arten auf dem Acker. Wir meinen, dass der Landwirt hier alleingelassen wird. Daher wollen wir dieses Thema besprechen und Lösungen vorschlagen.
In der modernen Landwirtschaft wird es immer wichtiger, die Anbauflächen optimal zu nutzen und möglichst hohe Erträge zu erzielen. Landwirte sind daher immer mehr auf Informationen angewiesen, mit denen sie in der Lage sind, optimale Ergebnisse zu erzielen. Aber gerade in der Unkrautbekämpfung können oft nur vage Empfehlungen ausgesprochen werden, wenn über die Resistenzsituation nichts Genaues bekannt ist.
Landwirte werden jedes Jahr mit den Problemen des Herbizid-Managements konfrontiert. Sie beschäftigen sich teilweise ihr ganzes Leben mit der Bekämpfung von Ungräsern und konnten über die Jahre viel Erfahrung mit den optimalen Applikationsmethoden und Bedingungen machen.
Jetzt im März steht (stand) wieder die Gräserbekämpfung in Getreide an. Die meisten Herbizide sind alte Bekannte und es gibt sehr gute Anwendungsempfehlungen. Die meisten Praktiker haben also schon Erfahrungen mit den optimalen Applikationsmethoden und idealen Applikationsbedingungen.
Eines fällt allerdings bei den Anwendungsempfehlungen und Gebrauchsanweisungen auf: Es wird darauf hingewiesen, dass es Fälle von Resistenz gibt oder dass auf manchen Feldern die Gräser, besonders der Ackerfuchsschwanz, nur noch schwer zu bekämpfen sind.
Quelle: Bayer CropScience Deutschland GmbH
Dies zu wissen liegt mithin in der Verantwortung des Landwirtes und Anwenders. Wenn der Landwirt Wirkungsminderungen beobachtet hat, soll er reagieren: meist durch höhere Aufwandmengen oder Produktwechsel. Er soll also erst reagieren, wenn er vermeintliche Symptome einer resistenzbedingten Minderwirkung beobachtet.
Atlantis Flex 0,27-0,33 l/ha, zur Gräserbekämpfung bei Resistenzverdacht höhere Aufwandmenge.
Traxos 1,2 l/ha, nur noch bei sensitiven Ackerfuchsschwanztypen
Axial 50 1,2 l/ha, nur noch bei sensitiven Ackerfuchsschwanztypen
Quelle: Regierungspräsidium Gießen
Jedoch ist dies immer nur ein Verdacht, der durch einen Resistenztest bestätigt oder verworfen werden sollte. Nur mit den Ergebnissen eines Resistenztests können konkrete Herbizidempfehlungen gemacht werden.
Resistenztests sind noch eher selten. Leider werden aber Herbizidresistenzen oft erst erkannt, wenn sich resistente Populationen bereits etabliert haben. Schon beim ersten Verdacht mit ungewöhnlich vielen überlebenden Unkräutern kann ein Biotest eine eindeutige Aussage liefern, ob tatsächlich eine Resistenz vorliegt und welche Wirkstoffe betroffen sind.
Quelle: Dr. Ulber, DLG-Mitteilungen 9/20[1]
Denn die einzelnen Herbizide innerhalb der zwei Wirkungsmechanismen der ALS- und ACCase-Hemmer unterscheiden sich deutlich. Zudem sollte eine Resistenzuntersuchung auch anlasslos als Vorsorgeuntersuchung erfolgen. Wenn die Minderwirkung schon im Feld beobachtet werden kann, ist es vielfach schon zu spät. Denn bei einem großen Teil der Proben, die uns zugesandt wurden und bei denen ein Verdacht auf Resistenzen bestand, konnten wir diese auch bestätigen. Da war also der Krug schon in den Brunnen gefallen. Es gibt allerdings keine genauen Hilfestellungen, wie der Landwirt die Resistenzsituation klar bestimmen oder erfassen kann. Die Industrie ist sehr rege und aktiv mit modernen digitalen Tools, um dem Landwirt bei der Bestimmung zu helfen, welche Ungräser und Unkräuter er hat.
Unkrautbestimmung ist also viel einfacher und leichter als vor Jahrzehnten. Heute aber ist es entscheidender, den Resistenzstatus der einzelnen wichtigen Arten zu kennen. Denn wenn man schon mit resistenten Ungräsern leben muss, dann will man doch nicht noch Geld mit wirkungslosen Produkten verschwenden. Resistenzdiagnosen helfen sparen und vermeiden unnötige Einsätze wirkungslos gewordener Produkte und lassen somit eine gezielte Anpassung, besonders auch der ackerbaulichen Maßnahmen sowie der Produktauswahl zu.
Testmöglichkeiten auf Resistenzen finden Sie auf unserer Homepage bspw. HIER .
Vor einer Herbizidmaßnahme ist es auch hilfreich, den Herbizidresistenzstatus der zu behandelnden Fläche zu ermitteln, im Zweifelsfall gibt eine Resistenzuntersuchung Auskunft.
Quelle_ Dr. Wolber, Getreidemagazin 1/2021
Generell ist der Ablauf eines solchen Tests wie folgt:
Der Landwirt sammelt reife Ungrassamen vor der Ernte ein (auf Wunsch können auch wir dies übernehmen) und sendet uns diese zu. Anschließend ziehen wir daraus Pflanzen unter kontrollierten Bedingungen an. Diese werden von unserem Spritzroboter mit verschiedenen Herbiziden unter praxisnahen Bedingungen behandelt und anschließend werden die Daten für den Landwirt aufbereitet.
Natürlich lässt sich somit noch kein Ergebnis in der laufenden Saison generieren, aber die Informationen stehen für optimale Produktentscheidungen im nächsten Frühjahr zur Verfügung.