Auch deutsche Landwirte mussten in den letzten Jahren feststellen, dass viele Herbizide immer schlechter wirken. Betroffen von der nachlassenden Wirkung sind verschiedene Unkrautarten und zahlreiche Wirkstoffgruppen. Für Landwirte können durch Herbizidresistenzen schnell enorme Zusatzkosten entstehen.
Resistenzen sind in der Natur ein Teil der Anpassungsstrategie und entstehen auf eine natürliche Weise. Generell entstehen sie nicht durch den Einsatz von Herbiziden, sie fördern nur die natürliche Selektion. Mit dem Einsatz von Herbiziden werden Pflanzen, die keine Herbizidresistenzen vorweisen können, schneller ausselektiert und die Verbreitung von Pflanzen mit Herbizidresistenz gefördert.
Resistenzen sind natürlichen Urspungs. In einer Pflanzensammlung von 1887 haben französische Wissenschaftler ACCase-resistenten Ackerfuchsschwanz gefunden. Hier geht es zum Forschungsartikel.
Die Entwicklung von Herbizidresistenzen wird durch weitere Faktoren beschleunigt. Anbauflächen mit einem hohen Besatz des jeweiligen Unkrauts und Fruchtfolgen, die bestimmte Unkräuter begünstigen, können die Herbizidresistenz fördern.
Bei Herbizidresistenzen muss aber beachtet werden, dass es sich nicht nur um eine Art der Resistenz handelt. Aufgrund unterschiedlicher Mechanismen der Pflanzen kann nicht nur ein Herbizid betroffen sein. Eine Resistenz kann sich auch auf mehrere Herbizide beziehen; so können auch Herbizide betroffen sein, die noch nie auf den Anbauflächen eingesetzt wurden.
Es ist deswegen erforderlich, einen Resistenztest durchzuführen, um die aktuelle Situation einschätzen zu können. Für den Landwirt ist dies besonders wichtig, da ein herausselektiertes Resistenzproblem nicht wieder rückgängig gemacht werden kann.
Der Beweis dafür konnte in einer Praxisbeobachtung erbracht werden. Dabei handelt es sich um ein Feld, das ein Bio-Betrieb von seinem konventionellen Nachbarn vor 15 Jahren übernommen hatte. Selbst nach diesen 15 Jahren ohne Herbizid-Einsatz ist der hohe Resistenzgrad gegenüber RalonSuper (Fenoxaprop) nach wie vor vorhanden, was ein Resistenztest ergab.
RalonSuper-Resistenz nach 15 Jahren Bio-Bewirtschaftung noch sichtbar

Wie entsteht eine Herbizidresistenz?
Die Herbizidresistenz entwickelt sich langsam. Erst entsteht nur bei wenigen Pflanzen eine Resistenz, die ihnen aber einen Vorteil im Selektionsprozess beim Einsatz von Herbiziden verschafft. Wie in der folgenden Grafik gezeigt wird, können sie sich im zweiten Jahr überproportional ausbreiten, was manche Landwirte dazu verleiten könnte, die Anbauflächen mit höheren Aufwandmengen oder Nachspritzungen mit demselben Produkt zu behandeln.
Dies würde den Selektionsprozess der herbizidresistenten Pflanzen aber nur noch beschleunigen. Selbst wenn die gleiche Menge an Herbiziden genutzt wird, haben die herbizidresistenten Pflanzen jetzt einen biologischen Vorteil. Sie können sich vermehren und bilden dann in kurzer Zeit den größten Anteil der gesamten Unkrautpopulation.

Mit dem vermehrten Auftreten der Herbizidresistenz wird auch der Wirkungsgrad der Herbizide vermindert. Während im ersten Jahr in unserem Beispiel noch ein Wirkungsgrad von über 95% erzielt wurde, liegt der Wirkungsgrad nach 3-5 Jahren einseitiger Selektion bei fast 0%.
Wie kann eine Herbizidresistenz vermieden werden?
Um einer Herbizidresistenz entgegenzuwirken, können allgemein bekannte Vermeidungsstrategien angewandt werden. Dazu gehören die wendende Bodenbearbeitung, ein späterer Saattermin, Wirkstoffwechsel und andere bekannte Maßnahmen.
Wenn aber schon ein Resistenzproblem beobachtet werden kann oder eine verminderte Effizienz der Herbizide auftritt, dann sollte ein Resistenztest durchgeführt werden. Nur so können gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Es sollte auf alle Fälle vermieden werden, von Jahr zu Jahr selbst auszuprobieren, welche Herbizide im Feld noch wirken. Eine effektive Resistenzmanagement-Strategie kann nur mit einem Resistenztest entwickelt werden.
Am häufigsten von Resistenzen betroffene Unkrautarten in Deutschland
- Ackerfuchsschwanz
- Gemeiner Windhalm
- Weidelgras
- Hühnerhirse
- Weißer Gänsefuß
- Trespe
- Kamille
Mehr Informationen haben wir auch hier zusammengefasst: Die aktuelle Resistenzsituation in Deutschland